Vom 20. September bis 12. Oktober 2024 fand zum 31. Mal das Postgraduiertenseminar der International Olympic Academy (IOA) in Griechenland statt. Als Delegierter der Österreichischen Olympischen Akademie durfte Tarik Orliczek (Doktorand und Wiss. Mitarbeiter am Institut für Bewegungswissenschaften, Sport und Gesundheit) gemeinsam mit weiteren 16 Teilnehmenden aus acht verschiedenen Nationen nach Olympia reisen. Ziel des seit 1993 nahezu ununterbrochen durchgeführten Seminars ist es, sich im unmittelbaren Umfeld der antiken Wettkampfstätte kritisch und intensiv über wiederkehrende und aktuelle Themen der Olympischen Bewegung mit weiteren Doktorand:innen aus aller Welt auszutauschen.
Das Seminar begann in Athen, wo Besichtigungen der Akropolis, des Panathinaiko-Stadions und des Zappeions auf dem Programm standen. In den ersten beiden Tagen wurden auf dem Weg nach Olympia die antiken Ausgrabungsstätten von Epidauros und Nemea sowie die Hafenstadt Nafplio besucht.
In der IOA angekommen standen die nächsten rund drei Wochen ganz Zeichen der Auseinandersetzung mit der Olympischen Bewegung. Hier ging es in Seminaren und Diskussionsgruppen bspw. um die Geschichte der antiken Olympischen Spiele, Pierre de Coubertin als Gründerfigur des Olympismus, signifikante Paradoxien in der Olympischen Philosophie, um das Management von Sportgroßveranstaltungen, die politische Vereinnahmung von Sport, das Enhancement durch Doping und Körpertechnisierung oder um spezifische Fragen von Diversität und Teilhabe. Bei diesem inhaltlichen Teil, der von einigen namenhaften Professor:innen aus der Olympischen Familie gestaltet wurde, lag ein Schwerpunkt auch auf dem gegenseitigen Austausch zu eigenen Forschungs- und Promotionsarbeiten. In Graz forscht Tarik Orliczek zur Rekonstruktion antiker Bewegungskultur sowohl aus einer sporthistorischen als auch aus einer -didaktischen Perspektive, weshalb er vor Ort zu Prinzipien des Bewegungslernens beim griechischen Philosophen Platon referierte. Daneben stellten Postgraduierte aus Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Spanien, der Schweiz und den USA ihre Projekte vor.
Doch auch unmittelbar sportliche und andere soziale Aktivitäten sollten an der IOA nicht zu kurz kommen: Zusammen mit Studierenden, die zeitgleich an einem internationalen Masterprogramm in Olympia teilnahmen, wurden innerhalb der Gruppe einige Social Evenings organisiert, an denen die Teilnehmenden landestypische Spezialitäten probierten oder versuchten, sich gegenseitig traditionelle Volkstänze beizubringen – so wurde sich auch im griechischen Sirtaki geübt. Neben Initiativen für Turniere in diversen Sportspielen durch die Teilnehmenden veranstaltete Tarik Orliczek antike Gruppenspiele und bot einen Workshop zur Erprobung von antiken Disziplinen an.
Fachlich und persönlich blickt Tarik Orliczek auf eine überaus bereichernde Zeit zurück. Nicht nur lernte die Gruppe gemeinsam während wissenschaftlicher Auseinandersetzungen an einem „märchenhaft“ anmutenden Ort, sondern es wurden ebenfalls mögliche gemeinsame Projekten initiiert und besondere olympische Freundschaften geschlossen. Da Österreich seit Langem keine:n Teilnehmer:in mehr zum Postgraduiertenseminar der IOA entsandt hat, erhofft sich unser diesjähriger Delegierter, dass seine Teilnahme hierfür künftig einen neuen Anstoß bieten kann. In Graz zumindest hat Olympia als Forschungsfeld doch durchaus eine längere Geschichte.
M. Tarik Orliczek
Institut für Bewegungswissenschaften, Sport und Gesundheit