Nachgefragt
Im Gespräch mit Persönlichkeiten unseres Institutes
Zwei Fragen an: Dr.rer.nat. M.A. Annika Kruse
Womit beschäftigen Sie sich eigentlich genau?
Ich bin Assistenzprofessorin und Lehrende im Bereich „Bewegung und Public Health“ am Institut für Bewegungswissenschaften, Sport und Gesundheit. Im Rahmen meiner Forschung beschäftige ich mich u.a. mit sensiblen Zielgruppen, wie z. B. Menschen mit Beeinträchtigungen und schwangeren Frauen, der Entwicklung geeigneter Bewegungsstrategien für diese und der Untersuchung der physischen und psychischen Auswirkungen von Bewegungs- und Trainingsmaßnahmen.
Was an Ihrer Arbeit finden Sie besonders gesellschaftlich relevant?
Was wir wissen ist, dass sich Menschen mit (körperlichen) Beeinträchtigungen oft zu wenig bewegen und ein erhöhtes Risiko aufweisen, chronische Erkrankungen zu entwickeln. Weiterhin kann sich körperliche Aktivität vor und während der Schwangerschaft positiv auf die Gesundheit von Mutter und Kind auswirken. Obwohl die Gesundheitseffekte von körperlicher Aktivität belegt sind und es Bewegungsempfehlungen für Personen mit Körper-, Sinnes- und Mentalbehinderung sowie schwangere Frauen gibt, werden sie von diesen Gruppen zumeist nicht erfüllt. Meiner Meinung nach hat das mit einer ungenügenden Aufklärung und Bereitstellung geeigneter Bewegungsmaßnahmen zu tun. Im Rahmen meiner Arbeit widme ich mich diesen Aspekten und versuche, die Gesundheit dieser Personengruppen verbessern.
Ein Beitrag über die Forschungsarbeit mit Menschen mit Zerebralparese wurde im ORF gesendet und ist auf UNI-Tube nachzusehen.
Zwei Fragen an: Univ.-Prof. Dr.phil. Prof. Ruin
Was an Ihrer Arbeit finden Sie besonders gesellschaftlich relevant?
Pädagogischer Arbeit kommt eine besondere gesellschaftliche Relevanz zu, da sie in die Zukunft gerichtet ist. Sie zielt im Kern darauf, (junge) Menschen für eine gesellschaftliche Teilhabe und die Mitgestaltung der Gesellschaft vorzubereiten. In vielen Bereichen des Bildungswesens ist dabei jedoch ein starker Fokus auf kognitive Aspekte – also das Denken – zu beobachten. In der Sportpädagogik werden hingegen körperlich-leibliche Facetten unseres Menschseins in Verbindung mit dem Denken thematisiert. Neben einer Beschäftigung mit Körper, Bewegung, Sport und Gesundheit betrifft dies auch wesentliche Bereiche allgemeiner Bildung. Z.B. können hier ein demokratisches Miteinander, Respekt und Toleranz – Charakteristika einer vielfältigen Gesellschaft – unmittelbar erfahren und angebahnt werden.
Welcher Aspekt Ihrer Arbeit ist für Sie eine besondere Bereicherung?
Besonders bereichernd finde ich an meiner Arbeit, dass ich permanent im Austausch mit vielen verschiedenen Menschen bin. Dis betrifft sowohl die universitäre Lehre als auch die Forschung. Ich empfinde es als Privileg, pädagogische Zusammenhänge erforschen, Ideen entwickeln, erproben und all dies immer wieder mit anderen diskutieren zu dürfen. Pädagogische Fragen haben immer mit Menschen zu tun und daher eröffnen andere Menschen hier auch immer wieder neue wichtige Perspektiven. Dies, gepaart mit dem Bewusstsein, an etwas zu arbeiten, dass eine gesellschaftliche Relevanz besitzt, bereichert mich sehr. Wenn ich dabei manchen auch noch etwas mit auf Ihren Weg geben kann, das für sie auf ihrem beruflichen Lebensweg bedeutsam ist, habe ich sehr viel erreicht, denke ich.
Univ.-Prof. Mag. Dr.rer.nat. Markus Tilp
Womit beschäftigt sich ein Professor für Bewegungswissenschaft eigentlich genau?
Wenn jemand aufsteht und sich einen Kaffee holt, sieht das meist einfach aus, ist aber komplexer als man vielleicht denkt. Der Organismus muss in jedem Moment entscheiden, welche seiner 656 Muskeln er wie stark aktiviert um seine 206 Knochen über 140 Gelenke zu bewegen, ohne Kaffee zu verschütten. Ich beschäftige mich damit, wie unsere Muskulatur und unsere Sehnen sich z.B. durch körperliches Training anpassen, damit solche und noch viel komplexere Bewegungen gelingen können. Zudem beschäftigt sich unsere Forschungsgruppe auch damit, wie die Beeinträchtigungen des neuromuskulären Systems, hervorgerufen durch Krankheiten oder Verletzungen, wieder verringert werden können.
Welcher Aspekt Ihrer Arbeit ist für Sie eine besondere Bereicherung?
Die größte Freude in meinem Beruf verspüre ich, wenn ich mit einem interessierten und neugierigen Menschen über Forschungsfragen der menschlichen Bewegung nachdenken darf und mit ihm/ihr gemeinsam einen Lösungsweg zur Beantwortung der Frage entwickle. Wenn die Beantwortung in weiterer Folge auch noch experimentell gelingt, ist mein Glück vollkommen.