Forschungsfelder
Forschungsfeld „Bewegung und Gesundheit“
Da körperliche Inaktivität eine Hauptursache vieler aktueller chronischer Erkrankungen ist, hat speziell der Forschungsbereich Public Health in der Sportwissenschaft eine hohe gesellschaftliche Relevanz. Das Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften der Universität Graz hat das Ziel, erster Ansprechpartner im Forschungsfeld „Bewegung und Gesundheit“ in Österreich zu werden und national sowie international große Forschungsprojekte durchzuführen.
Im Forschungsfeld Bewegung und Gesundheit wird untersucht, welche Bewegungs- und Sportprogramme zur Gesundheit von Individuen und Bevölkerungsgruppen beitragen und wie man körperliche Aktivität auf Bevölkerungsebene erhöhen kann. Die Aufgaben dieses Forschungsfeldes liegen in der Diagnostik und Konzeption spezifischer innovativer Bewegungsinterventionen für Personen verschiedener Settings, für Personengruppen mit gemeinsamen demographischen Merkmalen, für Personen mit gemeinsamen gesundheitlichen Zielstellungen sowie allgemein auf Bevölkerungsebene. Das Ziel ist die Identifikation von Faktoren auf der Verhaltens- und Verhältnisebene zur Förderung körperlicher Aktivität sowie die Beurteilung der Effekte von Maßnahmen auf Gesundheitsparameter unter Verwendung quantitativer und qualitativer Methoden. Dabei sollen vermehrt Längsschnitt- und Interventionsstudien durchgeführt, die subjektive und objektive Erfassung unabhängiger und abhängiger Variablen ausgebaut und im Sinne des gesellschaftlichen Auftrages die Forschungsergebnisse so übersetzt werden, dass Sie von anderen für die Umsetzung genützt werden können.
Ein bereits etablierter Arbeitsbereich am Institut für Bewegungswissenschaften, Sport und Gesundheit ist der naturwissenschaftliche Zweig der Sportwissenschaft, insbesondere die Bewegungs- und Trainingswissenschaft.
Forschungsfeld: „Bewegung, Sport und Leistungsfähigkeit“
Die körperliche Leistungsfähigkeit des Menschen wird hier im weiteren Sinne verstanden. Sie beinhaltet die überdurchschnittliche körperliche Fähigkeit von (Hoch-)Leistungssportler:innen ebenso wie die körperliche Leistungsfähigkeit von Kindern, älteren Personen, Menschen mit besonderen Bedürfnissen sowie Patient:innen. In diesem Forschungsfeld werden die Grundlagen und Anwendungen zur Analyse und Entwicklung der menschlichen Leistung trainingswissenschaftlich und bewegungswissenschaftlich untersucht. Dafür werden am Institut Forschungsmethoden der Biomechanik, der Leistungsphysiologie, der mathematischen Modellierung und der quantitativen und qualitativen Sportspielanalyse verwendet.
Das Ziel ist, die notwendige und geeignete Bewegungsdosis (Häufigkeit, Dauer, Intensität) und Bewegungsform zur Leistungssteigerung oder -erhaltung bei Gesunden und zur Therapie unterschiedlicher (chronischer) Erkrankungen zu definieren. Dabei sollen Athlet:innen ihre individuelle Leistungsfähigkeit maximieren, Breitensportler:innen ihre Leistungsfähigkeit steigern oder erhalten und bei Patient:innen, der Heilungsprozess gefördert, die Lebensqualität und Lebenserwartung erhöht und die Nebenwirkungen bei Therapien reduziert werden. Ein besonderes Augenmerk wird hier auf die Vermittlungsebene der empfohlenen Bewegungsintervention gelegt.
Forschungsfeld: „Bewegung und Bildung/Erziehung“
Die Implementierung einer positiven Einstellung zu Bewegungsaktivitäten- sollte sie nachhaltig erfolgen- bedarf motivationaler, auf die jeweilige Zielgruppe bzw. Person spezifisch zugeschnittener, Impulse. Bewusstseinsbildung und die Vermittlung erforderlicher Kompetenzen müssen über die ganze Lebensspanne hinweg im Bildungs-, im Freizeit- und im Gesundheitsbereich vorangetrieben werden. Im Forschungsfeld Bildung und Erziehung wird der Stellenwert von Körpererfahrung, Bewegung und Sport zur lebenslangen Förderung von Bildung und Erziehung untersucht und Orientierungsrichtlinien bzw. Maßnahmen zur Entwicklung von physischen, psychischen, kognitiven, kulturellen und lebenspraktischen Fähigkeiten bzw. einer individuell spezifischen personalen und sozialen Kompetenz erarbeitet. Analysen von domänenspezifischen Lern- und Lehrprozessen können dazu beitragen, geeignete zielgruppen- und personenspezifische Ansätze zur Bewegungsmotivation zu entwickeln. Weiters werden Erkenntnisse z.B. aus den Bewegungs-, Trainings- oder Gesundheitswissenschaften aufgenommen und in Formen pädagogischer Vermittlung transformiert und evaluiert (z.B. Unterrichtsanalysen, Therapieanalysen), fachspezifische Lehrunterlagen erstellt, die Rahmenbedingungen von Lern- und Lehrprozessen untersucht sowie das Interaktionsverhalten im Verlauf motorischer Aktivitäten reflektiert. Weitere Forschungsfragen betreffen die Bedürfnisse und Erlebniserwartungen von Zielgruppen bezüglich Bewegungsaktivitäten und Sport: aus demographischer Perspektive (z. B. alters- oder genderspezifisch), aus psychographischer Perspektive (z.B. Lebensstil), bezüglich gesellschaftlicher Aufträge (z.B. Bildung/Erziehung, Gewaltprävention, Inklusion) oder spezifischer gesundheitlicher Zielstellungen (z.B. Übergewicht, Burnout). Anwendung finden die Erkenntnisse in öffentlichen wie auch privaten Institutionen (z.B. Bildungsinstitutionen, Tourismusangebote). Der Bereich fügt sich in den Forschungsschwerpunkt „Lernen – Bildung – Wissen“ der Universität ein. Das Forschungsfeld Bewegung und Bildung/Erziehung bildet u.a. auch einen Hintergrund für die forschungsgeleitete Lehre der Lehramtsausbildung für „Bewegung und Sport“, die derzeit verstärkt von Studierenden nachgefragt wird.
Forschungsgruppen
Forschungsgruppe: Bewegung und Public Health
Im Forschungsbereich „Bewegung und Public Health“ wird untersucht, wie gesundheitswirksames Verhalten in der Bevölkerung entsteht und gefördert werden kann sowie welche Zusammenhänge es zwischen Bewegung und Gesundheit gibt. Die Forschungsaktivitäten können demnach folgenden vier Themen zugeordnet werden:
- Basierend auf dem sozial-ökologischen Modell Erforschung der Einflussfaktoren auf die körperliche Aktivität,
- adäquate Messung gesundheitswirksamer Bewegung und funktionaler Fitness,
- Planung, Durchführung und Evaluation von Interventionen zur Förderung von gesundheitswirksamer Bewegung und
- Übersetzung der Forschungsergebnisse für die Entwicklung effektiver öffentlicher Strategien (policy) zur Förderung gesundheitswirksamer Bewegung. Der Forschungsbereich ist in den universitären Forschungsschwerpunkt Heterogenität und Kohäsion eingebunden
Forschungsgruppe: Bewegungs- und Sportpädagogik
Untersucht den Beitrag von Bewegung und Sport zur lebenslangen Förderung von Bildung und Erziehung. Problemstellungen an der Schnittstelle von Persönlichkeit (bzw. spezifischen Zielgruppen) und Körpererfahrung/Bewegung/Sport werden analysiert und spezifisch darauf abgestimmte Maßnahmen erarbeitet, deren Auswirkung evaluiert wird. Bewegungs- und Sportaktivitäten werden als Experimentierfeld zur Identitätsentwicklung untersucht (z.B. Migration, Gewaltprävention), als gesundheitsfördernde Maßnahme (Übergewicht/Adipositas, Burnout) und als spezifische Form von Bildung/Erkenntnis (Body memory, implizites Wissen, Habitus, Antrieb). Alters- und bedürfnisorientierte Lehrunterlagen werden erstellt. Die Untersuchungen beziehen sich auf den Freizeit-, Alternativ-, Gesundheits- und Inklusionssport. Der Forschungsbereich ist in den interuniversitären Forschungsschwerpunkt „Lernen, Bildung, Wissen“ eingebunden.
Im Forschungsbereich Fachdidaktik werden Bildungs- und Erziehungsprozesse untersucht. Hierbei wird vor allem auf die dichte Vernetzung der Inhaltsebene (Lehren und Lernen) mit der Beziehungsebene, auf der sowohl Lernende als auch Lehrende miteinander und untereinander interagieren, analysiert.
Diese Forschung geschieht im Rahmen der starken Veränderung des österreichischen Bildungssystems und dessen Organisation. Der Fokus liegt auf den Auswirkungen in Bezug auf die Vermittlung in den Sekundarstufen I und II sowie auf den Konsequenzen dieser Einflüsse auf eine sinnvolle Lehramtsausbildung für das Fach Bewegung und Sport. Sie erfolgt aus einer ontologisch-hermeneutischen und konstruktivistisch-relativistischen Perspektive unter Einsatz hermeneutischer und empirischer Methoden.
Forschungsgruppe: Biomechanik, Bewegungs- und Trainingswissenschaft
Hauptforschungsgebiet ist die Analyse des Einflusses der Eigenschaften des Muskel- Sehnen- und Skelettsystems und der Bewegungsansteuerung sowie der Bewegungsbedingungen auf die menschliche Bewegung. Dabei werden insbesondere Aspekte des Trainings, des Alterungsverlaufs und der Gesundheitswirksamkeit untersucht. Weitere Themenbereiche sind Taktik- und Technikanalysen in Mannschafts- und Einzelsportarten und die Fachdidaktik des fächerverbindenden und -übergreifenden Unterrichts des Faches Bewegung und Sport mit Physik bzw. Mathematik sowie Haltungs- und Belastungsuntersuchungen. Der Forschungsbereich ist in die interuniversitären Forschungsschwerpunkte „Modelle und Simulation“ und „Gehirn und Verhalten“ eingebunden.
Forschungsgruppe: Sportphysiologie, Trainingswissenschaften und Trainingstherapie
Forschungsschwerpunkte der "Sportphysiologie, Trainingswissenschaften & Trainingstherapie“ sind die Entwicklung leistungsdiagnostischer Verfahren unter Anwendung der „Lactate Shuttle Theorie“, die Entwicklung und Evaluation geeigneter Belastungsvorgaben und Trainingsmethoden und deren Umsetzung im Sport, in der Arbeitswelt und in der Therapie chronischer Erkrankungen (Trainingstherapie). Die systematische Anwendung spezifischer Trainingsmethoden (Intervall-Training) in kontrollierten Trainingsstudien bei PatientInnen mit unterschiedlichen chronischen Erkrankungen hat das Ziel der Optimierung trainingstherapeutischer Konzepte hinsichtlich Pathogenese, Symptomatik, Fitness und Quality of Life. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Messung der physischen Beanspruchungen und des Energieumsatzes während schwerer körperlicher Arbeit.
Institut für Bewegungswissenschaften, Sport und Gesundheit
+43 316 380 - 8326
+43 (0)316 380 - 2325
Mozartgasse 14, 8010 Graz
Mo-Fr: 9:00 bis 11:30 Uhr,
Mi: 13.30 bis 15.30 Uhr (außer in der lehrveranstaltungsfreien Zeit)
https://bewegungswissenschaften.uni-graz.at/de/